Bebop, Balladen und packender FunkyGroove

14.07.2012 | Idowa Mediendienste | Stefan Rimek

Samstag war Jazztag bei „Bluetone“ mit Legenden und Newcomern

Der Samstag war bei „Jazz an der Donau“ der Jazztag und daran hat sich auch nach der Umbenennung des Festivals in „Bluetone“ nichts geändert. Das gilt auch für das samstägliche Marathonprogramm, das um 15 Uhr beginnt und bis spät in die Nacht reicht. Wie gewohnt eröffneten auch in diesem Jahr die Sieger des internationalen Nachwuchswettbewerbs „JazzPrix“ das samstägliche Bühnengeschehen. Zunächst waren die Sieger des diesjährigen Wettbewerbs und damit die tschechische Formation um den Trompeter Miroslav Hloucal zu vernehmen. Das Quartett hatte es nicht leicht, da zu diesem Zeitpunkt das Zelt noch fast leer war. Aber auch das Gebotene ließ doch noch Ausbaufähigkeit erkennen. Keine Frage, Martin Brunner am Klavier, Ratislav Uhrik am Bass, Martin Novak am Schlagzeug und vor allem Bandleader Miroslav Hloucal sind talentierte Nachwuchsinstrumentalisten. Aber der Modern Jazz, den sie hier zum Besten gaben, hätte etwas mehr Originalität und Leidenschaft im Aufbau der Spannungsbögen und in Bezug auf die Bühnenkommunikation vertragen können.

Wesentlich reifer und origineller wirkte hingegen der danach folgende Auftritt von Jonas Herpichböhms Formation „Ohropack“, die beim diesjährigen „JazzPrix“ den zweiten Platz belegte. Denn Niko Seibold am Altsaxophon, Janis Hug an der Trompete und dem Flügelhorn, Konrad Blasberg am Kontrabass, Konrad Hinsken an den Tasten, Tilmann Herpichböhm am Schlagzeug sowie Bandleader und Perkussionist Jonas Herpichböhm, der auch alle Nummern schreibt, konnten im Rahmen ihres experimentellen Stils durch Originalität in den Eigenkompositionen beeindrucken, die eine Anzahl raffinierter Einfälle aufwiesen. So vernahm man beispielsweise in der im Siebenachteltakt gehaltenen Nummer „Heiliger Michel“ ein sehr kommunikatives und anregendes Zwiegespräch zwischen den Bläsern und ein Dirigat von Leader Jonas Herpichböhm, das die Basslinie spontan unterbrach oder eben weiterlaufen ließ. Insgesamt beeindruckt auch die Vielfalt der stilistischen Einflüsse, welche Herpichböhm und seine Band in den Nummern verarbeiten. Freie Improvisationen paaren sich hier mit ReggaeElementen, Bebop oder LatinGrooves.

Danach schufen die Sängerin Lizz Wright und Sänger und Gitarrist Raul Midon zusammen mit dem Schlagzeuger Brannen Temple und dem Bassisten Richard Hammond eine wunderschön entspannte und melodische AkustikAtmosphäre, die vor allem durch Wrights soulige Stimme manchmal an Tracy Chapman erinnerte, nur noch relaxter und lockerer anmutete.Die Minimalbesetzung ließ den wunderschönen zweistimmigen Gesängen von Wright und Midon die nötige Transparenz, um ihre Wirkung voll zu entfalten.

Zu den „German Jazz Masters Old Friends“, die dann ab 20.30 Uhr zu vernehmen waren, braucht man eigentlich nicht mehr viel zu sagen, stand doch mit Saxophonist Klaus Doldinger, dem Pianisten Wolfgang Dauner, dem Bassisten Wolfgang Schmid, dem Trompeter Manfred Schoof und Meinhard Jenne am Schlagzeug eine Truppe auf der Bühne, die man guten Gewissens als Crème de la crème des deutschen Jazz bezeichnen kann. Die Grandseigneurs enttäuschten die Erwartungen nicht und lieferten ein Konzert ab, das auf allerhöchstem Niveau anzusiedeln ist. Allein schon wie filigran die Bläser eingestiegen sind, wenn Dauner in „Wendekreis“ mit der rechten Hand während seiner Figurationen über die linke soft in die Bässe greift, wie genial Doldinger am Sopransax oder Schoof am Flügelhorn einen Spannungsbogen aufbauten oder wie Schoof in „Like Don“ sein Trompetensolo schmetterte, das alles hatte Weltformat. Selbiges gilt auch für Drummer Jenne, der in einer kurzen Solophase spannungsfördernde Synkopen präsentierte, die man kaum für möglich gehalten hätte.

Zum Abschluss des Samstags gastierte dann noch „Fourplay“ mit Pianist Bob James, Bassist Nathan East, Gitarrist Chuck Loeb und Schlagzeuger Harvey Mason bei „Bluetone“. Auch hier handelte es sich um die ganz große Schule des Jazz, die aber ähnlich wie bei den „German Jazz Masters“ für viele Einflüsse offen ist. Und das zeigte das Quartett dann auch mit aussagekräftigstem Bebop, berührendsten Balladen und packenden FunkyGrooves.