Rockig, sphärisch und funkig

13.07.2012 | Idowa Mediendienste | Stefan Rimek

„Bluetone“ mit feurigem Temperament und professionellem musikalisch hohem Niveau

Zum 26. Mal geht das Festival nun schon über die Bühne, davon zum 11. Mal im Veranstaltungszelt am Straubinger Hagen und zum ersten Mal unter einem neuen Namen. Über die Umbenennung von „Jazz an der Donau“ in „Bluetone“ konnte man durchaus diskutieren. Eindeutiger sollte die Meinung aber in Bezug auf den diesjährigen Auftakt des Festivals am Donnerstag sein. Denn der Abend präsentierte sich als eine gut durchdachte und rundherum gelungene Sache.

Zunächst bewiesen eine in der Schweiz lebende Brasilianerin und fünf echte Berner in der Formation „Da Cruz“, dass die bis in die heutige Zeit immer wieder gerne betonte Langsamkeit der Schweizer Hauptstädtler zu den wirklich verstaubtesten Klischees aus dem Fundus der Vorurteile über die Eidgenossen gehört. Denn die Mischung aus südamerikanischen und afrikanischen Rhythmen, welche die Frontfrau Mariana Da Cruz sowie Marc Stucki (Tenorsaxophon), Nick Hürny (Trompete), Oliver Hüsmann (Gitarre), Pit Lee (Schlagzeug/Perkussion) und Ane Hebeisen (Elektronische Beats) am frühen Abend ablieferten, war von feurigem Temperament beseelt. Und trotz dieser Energie zeigte die Formation eine disziplinierte Exaktheit in den Bläsersätzen und Gefühl für die Spannungsbögen. So schaffte es die Band trotz der etwas undankbaren Rolle als Opener, das Publikum schnell in den Bann zu ziehen.

Mut bewies der 25jährige französische Newcomer Stéphan Rizon, als er danach, nur vom AkustikGitarristen Laurent Delort begleitet, die Bühne betrat und in dieser minimalistischen UnpluggedBesetzung seinen gesamten Gig absolvierte. Rizons kraftvolle Stimme und sein leidenschaftliches SoulFeeling kamen in dieser Duobesetzung unmittelbar und transparent zum Tragen. Es ist verständlich, dass der CastingshowGewinner zeigen will, welche Power in seiner Stimme steckt. Nur manchmal sollte er mit seiner Energie noch etwas besser haushalten und auf eine etwas differenziertere Dynamikarbeit achten. Dann kann man ihm durchaus eine große Karriere voraussagen.

Als TopAct des Abends betrat dann die französische Sängerin Zaz mit ihrer Band die Bühne im mittlerweile sehr gut gefüllten Zelt. Rund 3000 Zuhörer hatten sich zu diesem Zeitpunkt bereits eingefunden und die waren von der Formation um das Energiebündel Isabelle Geffroy, die sich kurz Zaz nennt, sichtlich hingerissen. Und das völlig zurecht. Denn die 32jährige Sängerin, die oft als „Edith Piaf des Blues“ bezeichnet wird was übrigens ein hinkender Vergleich ist und auch zu kurz gesprungen wäre bot zusammen mit ihrer Band eine souveräne Vorstellung auf professionellem und musikalisch hohem Niveau. Natürlich hat Isabelle Geffroy auch das Talent, das große französische Chanson mit viel Herzblut über die Bühne zu bringen, wie die leidenschaftlich interpretierte PiafNummer „Dans Ma Rue“ das auch in Straubing bewies. Aber zwischen dieser Fähigkeit und dem hier und da auftauchenden Hang zum GipsyStil eines Django Reinhardt, wie er beispielsweise im „Zaz“Hit „Je Veux“ zu vernehmen ist der in Straubing gleich zu Beginn zu hören war entfaltete sich bei dieser Formation an diesem Abend eine faszinierende stilistische Breite.

Neben den erwähnten Richtungen vernahm man auch sehr rockige Klänge, sphärische Sounds, die an den meditativen Charakter mongolischer Hirtengesänge erinnerten, schöne Balladen und FunkrockElemente mit Slaps auf dem EBass. Man sollte die bei „Bluetone“ auftretende Formation inklusive der Sängerin als Ganzes betrachten, denn Isabelle Geffroy, die beiden Gitarristen Benoit Simon und Guillaume Juhel sowie Ilan Abou am Kontrabass und EBass, Schlagzeuger JP Motte undTastenspieler Denis Clavaizolle bildeten eine hervorragend aufeinander abgestimmte Einheit und agierten während des gesamten Auftritts in lebendiger Bühnenkommunikation. Kein Wunder, dass die Band erst nach mehreren Zugaben endgültig von der Bühne ging.